Plattenkritik

Der Weg Einer Freiheit - Agonie [EP]

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Release Date: 01.07.2011
Datum Review: 18.08.2011

Der Weg Einer Freiheit - Agonie [EP]

 

 

Das selbstbetitelte Debüt und die letztjährige Neuauflage (mit “echtem” Drummer”) wurden in der Fachpresse (endlich mal wieder ein Werk, auf das sich viele einigen konnten) wie ein Befreiungsschlag aufgenommen. Die „Szene“ jedoch kochte, das etwa solle Black Metal sein? Solche Hipster mit kurzen Haaren, die mit „pseudointellektuellen“ Texten, die auch noch in deutscher Sprache abgefasst wurden, um sich werfen und sich DER WEG EINER FREIHEIT schimpfen, sind völlig untrue und „Der Weg Einer Freiheit“ sei neben einer völlig verunglückten Produktion (die sogar die Instrumente erkennen ließ) ein viel zu durchdachtes, zu konzipiertes massentaugliches Produkt.

Den Würzburgern, die sich erstmals als Band im Studio versuchten (das Debüt wurde ursprünglich vom Gitarristen Nikita eingespielt), wurde von Eike Freese ein warmer, nicht zu fetter, aber dennoch zupackender Sound gezimmert, der das Grundgerüst der EP „Agonie“ bildet. Der mittlerweile durch den FYAD-Drummer Tobias ersetzte Christian weiß neben den vielen Blastparts vor allem durch gezieltes Power Drumming zu überzeugen, hält sich aber immer dezent hinter der eigentlichen Wunderwaffe zurück: Denn Star ist nach wie vor Nikita, der mit seinem immer trauriger werdenden Moll-Riffing und der verspielten Lead vom Fleck weg nach der ersten Note zu erkennen ist. Er hat als alleiniger Songschreiber ein unglaubliches Gespür für Intensität und Eindringlichkeit, obwohl sich sämtliche Tracks (außen vor das Interludium „Ana“) in enger Bandbreite befinden. Immer wieder gibt es Verschnaufpausen durch die Akustikgitarre, Ausflüge, die zum Dahinschwelgen, nicht zum Einpennen dienen. Ganz stark auch der Gesang von Tobi, der sämtlichen Szenekennern, die in norwegischen Wäldern ihre Absolution suchen, eine Bremsspur in die Unterhose schreit.

Die abwechslungsreich und schlicht zugleich gehaltenen Lieder führen den Weg des Debüts konsequent in eine noch melancholischere und düstere Ausrichtung, auch transportieren die Drei Härte und Feinfühligkeit zugleich. Am Ende steht dann mit „Posthum“ ein Übersong, der in acht Minuten allen Nachahmern den Garaus machen wird. DER WEG EINER FREIHEIT ist aufgrund der moderneren Produktion und den Hardcore affinen Screams/Shouts sowie der emotionalen Vorgehensweise gelungen, auch Black Metal Fremde mit in das Boot der klirrenden Kälte und der gruseligen Attitüde zu nehmen. Daher darf sich der deutsche Black Metal glücklich schätzen, eine solch talentierte Band unter seine umgedrehten Kreuze zu nehmen, so dass er nicht permanent drauftrampeln sollte.

Fazit: Das Trio sollte sich ganz schnell im Studio verschanzen und ein zweites Album aufnehmen, wobei die starke EP auf eine formidable Spielzeit von über 25 Minuten kommt und damit mehr als Appetit macht.

Tracklist:
01 - Der stille Fluss
02 - Ingrimm
03 - Ana
04 - Die Welt in mir
05 - Posthum

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Clement

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Ich fühle mich zu alt